Der 1962 geborene Florian Schaumberger studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Joannis Avramidis. Bereits damals haben ihn abstrakte architektonische Konstruktionen mehr begeistert als die strenge Kanonisierung der Figurenformel in der Nachfolge Fritz Wotrubas. Schaumberger hat an prominenten Plätzen mit Großskulpturen bekannte Landmarks geschaffen, wie EURO 2000 aus Chromnickelstahl für die Österreichische Nationalbank oder das Denkmal der Exekutive auf dem Wiener Heldenplatz. Heute lebt und arbeitet der Künstler im Waldviertel. Von Anklängen an das Figurative wie Stehende oder Samurai oder Fliehendes Pferd gelangt Schaumberger zur völligen Abstraktion. Seine früheren Skulpturen entstanden aus Formrohren. Die aus einem einheitlich geformten Grundmaterial zusammengefügten Objekte hatten lange Zeit eine gewisse Nähe zur Architektur. Dies hat sich nun zugunsten vegetabiler Formen in den Arbeiten der letzten Jahre verändert. Deren Formensprache ist geprägt vom Leben auf dem Land und von der Wahrnehmung seiner Umgebung. Die Rhythmik gegenläufiger Bewegung bestimmt allerdings nach wie vor seine Kompositionen. Doch auch das Material ist ein anderes. Anstatt mit Formrohren arbeitet Florian Schaumberger heute mit Stahlplatten. Die Skulpturen entstehen in seiner eigenen Schmiede: Bruchstücke und Teile von zerstückelten Flächen werden zu einem neuen Gebilde zusammengefügt – gefaltet, geknickt, gebrochen, verdreht, zerschnitten, aufgeschlitzt. Die ehemalige, noch an das Figurative gemahnende Ordnung wich einer Zertrümmerung der Form, die Titel wie Aggression oder Violence bestens zum Ausdruck bringen. Ebenso nimmt seine Werkserie der Tafelbilder auf das Grausame Bezug, ohne spezielle Ereignisse zu kommentieren, sind sie eine Reflexion auf das vielfach unfassbare Geschehen unserer Zeit.
Katalogtext zur Ausstellung „Gedachte Wirklichkeiten“ von Dr. Silvie Aigner, Chefredakteurin des Kunstmagazins „PARNASS“