Fratres

Text zur Aufstellung in der Jesuitenkirche Wien 1 (Oktober 2001):

Florian Schaumberger hat die meisten seiner Skulpturen aus Formrohren gebaut. Die aus einem einheitlich geformten Grundmaterial zusammengefügten und aufgerichteten Gebilde haben eine Nähe zur Architektur. Schwünge und Gegenschwünge setzen die Skulpturen in Spannung zum Statischen des Gebauten. Die Figuren dringen vor, schwingen sich auf. Das Erbe des Figürlichen, der Bezug zur Gestalt des Menschen, wird stets bewahrt.

Ein dramatisches Geschehen zwischen Oben und Unten wird in der Jesuitenkirche auf vielfache Weise dargestellt. Flammen züngeln hoch, Säulen winden sich empor, Menschen öffnen sich ekstatisch nach oben. Aus der Höhe stürzen die bösen Geister herab.

In diesem Geschehen nehmen die Fratres ihre Position ein. Sie lassen sich nicht vereinnahmen, sie bleiben etwas Eigenes, das die Kraft hat, dem Umgebenden zu widersprechen. In Ihrer Eigenständigkeit aber tragen sie, jede auf ihre eigene Weise, das große Thema des Raumes vor: die aufrechte Haltung, den kühnen Aufschwung, die klare Ausrichtung. Und noch mehr: Sie bilden eine Gemeinschaft. Was eine jede tut, wird von den anderen mitgetragen. Sie sind so gestellt, daß sie aus dem Innenraum der Kirche hinausweisen. Durch gemeinsame Ausrichtung stellen sie eine Einheit dar. Es ist, als würden sich alle drei nach der gleichen Musik bewegen – eine jede auf eine nur ihr eigentümliche Weise.

Mit Demut und Einfachheit begleiten diese Figuren die Menschen, Anspruch und Hilfe zugleich.

Dr. Gustav Schörghofer SJ