„Da hat sich einer so richtig ausgetobt (ein Serientäter): „Aggression I“, „Violence II“, „Battered I bis VI“ (gleich sechs Prügelopfer?) und dann noch ein paar „Pieces“. (Zerstückelt wird auch wer?) Um den Weltfrieden geht’s hier anscheinend nicht.
Eigentlich bin ich ja gegen Gewalt, doch in diesem Fall bin ich absolut dafür. Dass er weitermacht, der Florian Schaumberger. Ein Schlägertyp. (Gut, das kann man von einem Tennisspieler ebenfalls behaupten.) Er haut gern mit dem Hammer drauf – aufs glühende Eisen. Oder zwickt es mit seinen Zangen. Eine Schmiede ist eben kein Streichelzoo. Und der im Waldviertel werkende Wiener (wow, ich kann stabreimen wie der Wagner: „Weia! Waga! Woge, du Welle! Walle zur Wiege!“ – und der Avramidis-Schüler kann schmieden wie der Siegfried, oder hat der etwa nicht Bruchstücke wieder zusammengefügt? Ja schon, aber zu einem Schwert, nicht zu etwas Neuem!), Schaumberger jedenfalls lässt in seinen ausdrucksstarken Objekten die Wunden unverheilt. Dem verbeulten, aufgerissenen Metall sieht man den erbitterten Kampf um die Form deutlich an.
Die „Tafelbilder“ sind Schlachtfelder. (Und die Galerie Straihammer und Seidenschwann ist jetzt ein Massengrab.) Zerschmetterte, deformierte „Ritterrüstungen“ auf rostiger Platte. (Ob die mit echten Tränen zum Rosten gebracht worden ist?) Quasi lauter unheroische Grabmäler des unbekannten Soldaten. Keine gefallenen Helden, sondern verreckte Menschen.
Die Pflanzen sind auch alle eingegangen. Jede ein Memento mori. Hat diesen Baum ein Blitz zerfetzt? Andererseits: Er steht noch. Wie das zerfledderte Pflänzchen, das der Schwerkraft davon- und dem Licht entgegenwächst („Remain in light“). Das Leben ist . . . eine Nahtoderfahrung? Die früheren Arbeiten sind vielleicht glatter, mitreißend sind sie trotzdem. „Fliehendes Pferd“ (1991): Eine filigrane Linie bäumt und spaltet sich schwungvoll auf und galoppiert vom Sockel. Genial reduziert.
Der Künstler brennt sogar Apfelschnaps. Wie brutal der ist, kann ich freilich nicht beurteilen.“
Claudia Aigner, in Wiener Zeitung
Galerie Straihammer und Seidenschwann (Premreinergasse 29, 1130 Wien)